Inklusion zum Anfassen
Gemeinschaftsfahrt Spreewald mit dem RC Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow 2.10.-5.10.2014
Der Termin war günstig gewählt: mit dem Tag der deutschen Einheit hatten alle ein langes Wochenende, egal ob Schüler oder Erwachsene und egal aus welchem Bundesland.
Entsprechend bunt war die Truppe: neben den „echten“ RC KSTlern oder Wolfgang aus Spandau, der sowieso schon fast dazu gehört, waren wir 5 Gäste aus ganz Deutschland vom Nordlicht Michael aus Hamburg bis zur beinahe-Schweizerin Helga aus Konstanz. Die 22 Ruderer und Ruderinnen waren Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder Senioren, weißhäutig oder farbig, blond, brünett, schwarzhaarig, mandeläugig, schwatzhaft, still, cool, zappelig oder souverän, dabei alle liebenswert und hilfsbereit. Besonders zu nennen ist Felix, der eigentlich Popeye mit Nachnamen heißen müsste. Er rudert auch mal den Vierer allein nach Hause, damit seine Kumpels ausruhen können, und trägt dann noch rasch das Boot hoch (und was geben wir ihm in die andere Hand?).
Am 1. Abend – Donnerstag – legten die Boote sehr unterschiedlich mit Eintreffen der Teilnehmer ab. Die Fahrtroute war nicht schwierig, nach der Kleinmachnower Schleuse hauptsächlich durch den Teltowkanal. Gegen Ende war es ordentlich dunkel, was schön aussah, aber die Steuerleute auf die Probe stellte, wenn unbeleuchtet abgestellte Lastkähne urplötzlich vor uns auftauchten. Im Treptower Bootshaus beim selbst zubereiteten Reisgericht trafen wir uns dann erstmals alle.
Am 2. Tag gingen 6 Boote mit neu gemischten Mannschaften auf eine lange Etappe die Spree und Dahme aufwärts, bei kräftigem Gegenwind über den Zeuthener See mit der Grünauer Regattastrecke – hoppla, liebe Rennruderer, da ist mir erst aufgefallen, wie endlos 2000m sein können, ich kriegte ordentlich lange Zähne – und endlich durch etwas beschaulichere Landschaft bis zu „Kuddels lustiger Gaststube“. Dort gab es ein gutes und deftiges Essen à la Carte, Gelegenheit zum Zusammensitzen und Erzählen und letztendlich für alle irgendwie ein Bett.
Am 3. Tag ging es schon sehr früh am Morgen los und brachte für mich das „Spreewalderlebnis“, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nicht nur die Landschaft an sich war schön, bewaldet und teilweise schon in Herbstfärbung , auch das Vorankommen im Ruderboot war ein Abenteuer aus Bootsrutschen, zum Teil sehr kleinen Schleusen mit engen Einfahrten, die Wasserwege im Zickzack vermessenden Leihkanufahrern und den stakenden Spreewaldkähnen voll Touristen, an denen schwer vorbei zu kommen war. Wegen des Tourismusbooms an diesem Wochenende mussten wir an diesem Abend vom Begleitfahrzeug in unsere Quartiere gebracht werden – einer Anzahl von 4 – 6 Personen - Appartements in einem ehemals DDR-Plattenwohnbau, sozusagen Luxus pur für Ruderwanderfahrer, nur leider etwas zu weit vom Wasser entfernt.
Am 4. und letzten Tag – wie immer mit neu zusammengestellten Bootsmannschaften – gelang uns die Steigerung des Abenteuers. In einem Gewirr von im Wald versteckten Wasserwegen suchte sich jedes Boot eine eigene Route zum Aussatzpunkt am Pumpwerk. Die von uns gewählten Kanälchen waren so eng, dass wir uns mehr mit „Ruder lang“ oder paddelnd hindurch bewegen konnten: Geschicklichkeitsrudern bzw. Geschicklichkeitssteuern. Wolfgang hat das prima gemacht! Unser Boot war als erstes am Endpunkt angekommen, so konnte ich noch beim Aussetzen der anderen Boote, dem Aufräumen des Gepäcks, der Skulls, Steuer usw….. helfen und wenigstens ein Boot mit abriggern. Da ich aber zur ersten Gruppe der Bahnfahrer gehörte, ging der Abschied dann sehr schnell vonstatten. Wir waren allerdings so in Schwung, dass wir auch das Bahnfahren als Herausforderung angenommen haben: Wie bringe ich 5 Personen mit einem gemeinsamen Ticket an völlig unterschiedliche Stellen in Berlin ohne nachzulösen? Jochen hat diese Denksportaufgabe mit Hilfe des Zugbegleiters und aller im Abteil befindlichen Ortskundigen zu einem guten Abschluss gebracht und war dann wahrscheinlich erst als letzter zu Hause.
Fazit: Da ich mich sehr eilig von euch verabschieden musste, möchte ich nochmal allen sagen, dass ich mich unter euch sehr wohl gefühlt habe und gerne mal wieder käme. Ihr seid auch alle – jung, mittel oder älter („gereift“ würde man bei Käse sagen), RC KST oder Gäste, jederzeit in Speyer willkommen. Wenn man wie ich in einer Rudergroßfamilie lebt, die durch den Rennsport in die Kategorien Leistungsruderer oder Freizeitruderer, männlich oder weiblich, diverse Altersklassen und bis zum Bau eines gemeinsamen Bootshauses auch noch in 3 Standorte unterteilt ist, nimmt man ein Gemeinschaftserlebnis wie diese Spreewaldfahrt nicht selbstverständlich. Für mich war das Inklusion zum Anfassen. Stefan: danke für die Organisation.
Steffi Haase-Goos, Rudergesellschaft Speyer
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