Rügen + Hiddensee
September 2020
Ersatz für die Island- Wanderfahrt
Zwei Tage vor der Abfahrt mussten wir unsere Island- Wanderfahrt, wegen der kurzfristig geänderten Einreisebestimmungen absagen. Als Ersatz wollten wir uns wenigstens 5 Tage Rügen gönnen, auch um die Inrigger zu testen.
Freitag früh ging es nach Suhrendorf auf Ummanz bei Rügen. Der Anhängertransport machte noch einen Umweg über Warin, um bei Baumgarten Bootsbau den Prototyp eines Coastal Bootes abzuholen. Bei Suhrendorf ging es dann aber zunächst mit den drei Inrigger- Doppeldreiern mit Steuermann auf den Bodden. Der war völlig friedlich. Das einzige auf was man aufpassen musste waren die Kite-Surfer. Selbst nachdem wir die enge Durchfahrt zwischen Hiddensee und der Halbinsel Bug passiert hatten und damit auf der offenen Ostsee ruderten, blieb es ruhig. Das Anlegen am Strand von Dranske stellte, auch wegen der Wellenbrecher etwa 40m vor dem Strand , gar kein Problem dar. Da wussten wir noch nicht, dass es der einzige ruhige Tag sein würde. Unser Quartier das NOHOTEL Dranske, ein ordentliches Hostel, lag nur 150m von der Anlegestelle entfernt.
Der nächste Morgen trieb den Langtursteuerleuten die Sorgenfalten aufs Gesicht. 5 Beaufort an der offenen Küste produzierte heftige Wellen. Das Ablegen hinter den Wellenbrechern lief noch, aber außerhalb wurden wir heftig durchgeschüttelt. Der zuerst gestartete Inrigger kam noch durch nach Hiddensee, die beiden anderen Boote brachen in der Durchfahrt zum Vitter Bodden genervt ab und ruderten zurück nach Dranske. Beim Anlegen in der Brandung ging dann bei einem Inrigger dann so ziemlich alles schief, was schief gehen kann. Die Mannschaft sprang zwar ins Wasser, um das Boot gegen die Wellen zu halten, aber da dabei zwei Ruderer stürzten, trieb das Boot quer und begrub die Ruderer teilweise unter sich. Mit den vereinten Kräften beider Mannschaften wurde das Boot und die Leute geborgen. Das Boot hat kräftig Schrammen abbekommen, die beiden Ruderer auch. Glücklicherweise ist nicht mehr passiert. Der Unfall zeigte allen drastisch wie gefährlich es werden kann, wenn das Boot nicht senkrecht gegen die Wellen steht. Wenn die Wellen das Boot erst einmal schräg getrieben haben, ist es fast unmöglich es wieder gerade zu stellen. Dabei läuft dann auch ein Inrigger voll. Wir sollten beim nächsten Obmannskurs bei der Stufe 5 noch einmal um deutlich mehr Aufmerksamkeit bitten. Allerdings ist das halt nur die Theorie, die Umsetzung in der Praxis erfordert einiges an Erfahrung. Paul und Stefan testeten danach sehr ausgiebig den Coastal Surf Rower von Baumgarten in den 2m Wellen. Selbst in der Brandung kam man mit dem Boot gut und fast trocken durch. Überraschenderweise macht es wirklich Spaß mit einem so kurzen Boot über die Wellen zu hüpfen. Für die Inrigger war die Wellenlänge deutlich zu kurz. Mit dem 4,6m langen Coastal war das alles kein Problem.
Videos vom Coastal Surf Rower Test: Video 1 Video 2
Der dritte Inrigger zog es vor, auf dem Rückweg von Hiddensee über den Bodden zurück nach Dranske zu rudern.
Am nächsten Morgen wurden zunächst die beiden Inrigger die an der Küste lagen die 250m auf die andere Seite der Halbinsel zum Bodden verfrachtet. Danach ging es aufs Wasser. Selbst der Wieker Bodden war bei Windstärke 5-6 alles andere als ruhig. An der Wittower Fähre bogen wir landeinwärts nach Nordosten ab. Der Schiebewind war extrem heftig, so dass wir geradezu vorwärts flogen. Die Obleute machten sich aber schon Gedanken über den Rückweg. Die Fahrrinne ist hier extrem schmal und mitten im Wind. Am Ende des Boddens liegt Breege, ein Touristen- Hotspot mit großem Yachthafen. Hier werden massenweise Segelboote vermietet. Wir legten im Yachthafen an und die meisten schafften es über den für Ruderboote viel zu hohen Steg aus dem Boot zu kommen. Die Leute vom Yachthafen gaben uns dann noch einen Tip, wo man anlegen könnte, um auch die älteren Ruderer aus dem Boot zu bekommen. Nach der Mittagspause mit frischen Fischbrötchen mussten wir jetzt nur noch zurück, 13 km bei direktem Gegenwind. Teilweise wurde die Fahrrinne massiv ignoriert. Der Bugmann hatte mehr als einmal die Augen nervös im Wasser. Teilweise ist der Bodden mit Steinen übersät. Die Finnland- Profis kamen überall durch, ohne Bodenkontakt.
Am nächsten Tag wollten auch die restlichen Boote den Versuch wagen nach Hiddensee durchzukommen. Wir starten am Bodden und freuten uns über etwas weniger Wind. Nicht so erfreulich war der immer wieder auffrischende Regen. Was solls, das ganze galt ja als Trainingsfahrt für nächstes Jahr Island. Es sollte ja realistisch sein..... Auf dieser Strecke hielt man sich besser halbwegs an die Fahrrinne. Neben der Fahrrinne liegen teilweise Bänke die trocken fallen. Diese Bänke sind schwer zu sehen, so dass wir uns heute doch halbwegs an den Fahrwassertonnen orientierten. Schließlich legten wir im Hafen von Kloster an einer rutschigen Rampe an, sicherten unsere Boote und machten uns auf Hiddensee zu Fuß zu erkunden. Unser angereister Fanclub hatte mit der Fähre übergesetzt und erwartete uns schon. Wegen einsetzender Regenschauer verschwanden wir zunächst in einer Gaststätte. Als der Regen nachließ stiegen wir zum Leuchturm, dem Wahrzeichen von Hiddensee auf und genossen die Aussicht. Zum Abstieg wählten wir den Klippenweg oberhalb der Steilküste mit grandiosen Blicken auf die aufgewühlte Ostsee. Der Rückweg per Boot fiel dann schlechter aus als erwartet. Nicht nur der Wind hatte massiv zugenommen (immerhin Schiebewind), sondern auch eine schwarze Wolkenwand nach der anderen kam auf uns zu. Realistisches Islandtraining halt. Zurück in Dranske waren alle glücklich, dass das Regenzeug gehalten hat.
Am letzten Tag wurde ein Inrigger auf die Boddenstrecke nach Ralswiek gesetzt, während der Rest der Mannschaft sich mit dem Coastal Surf Rower in der Brandung beschäftigte. Viel Spaß für die Ruderer und gute Werbefotos für das neue Boot. Windstärke 6 und Wellen über 2m Höhe waren die passende Kulisse. Danach fuhren wir mit dem Anhänger nach Ralswiek und luden den letzten Inrigger auf, bevor es wieder nach Hause ging.
Rügen war als Ersatz für unsere Islandfahrt natürlich etwas dürftig, aber gutes Training für nächstes Jahr.
|