Müritz bis zur Küste Teil 1
Sommer 2021
Mecklenburger Seenplatte - Elde - Elbe - Hamburg - Störmündung bei Glückstadt
1131 km im Ruderboot
Der Start im Luxushotel verschob sich deutlich, da wir noch das hervorragende Frühstücksbüffet plündern mussten. Danach ging es bei deutlich weniger Wind als am Vortag über den Plauer See. Mit dem passieren der Schleuse Plaue erreichten wir die Elde. Dieser kleine Fluss ist zur Wasserstraße ausgebaut und geht mit 18 Schleusen und vier Rudertagen bis zur Elbe.
Die nächsten Tage folgten wir der Elde. Hier gibt es alle 10-15 Kilometer gut ausgebaute Wasserwanderrastplätze, bei denen man für kleines Geld seine Zelte aufschlagen konnte. Leider war unterwegs eine Schleuse ausgefallen. Nach Aussage der genervten Hausbootfahrer wohl schon seit 2 Tagen. Da Stefan sowieso mit dem Baumgarten Anhänger in der Gegend unterwegs war, luden wir auf und karrten die 8 km Strecke zum nächsten Rastplatz um. Einen Tag später kam die nächste Pleite. Ein Rastplatz hatte aus Corona- Gründen komplett geschlossen und der nächste Rastplatz war zwei Schleusen weiter. Im Rennschlag versuchten wir noch anzukommen. Das letzte Boot schaffte es (schon etwas zu spät) noch vom vorletztem Schleusenwart geschleust zu werden (noch einmal vielen Dank dafür). Die ersten beiden Boote hatten es noch bis Eldena geschafft, das dritte erreichte bei Einbruch der Dunkelheit die Schleuse von Eldena und die war nur 500m vom Quartier entfernt. Kochen mussten wir nicht mehr, da der örtliche Dönerladen auch zum Yachthafen liefert.
Trotz aller Widrigkeiten hatten wir auf der Elde einen halben Tag heraus geholt, so dass wir uns entschlossen nicht nur die Elde bis zum Ende zu rudern, sondern noch etwas Strecke auf der Elbe zu machen.Nach passieren der letzten Schleuse in Dömitz, besichtigten wir zunächst die Festung Dömitz. Danach gab es mal wieder etwas Strömungsunterstützung auf der Elbe. Knapp 20 km weiter erreichten wird Hitzacker, wo wir am Vortag spontan wieder unser Lieblingsquartier “Schillers” gebucht hatten. Mal wieder ein Dach über dem Kopf ist auch ganz schön.
Dank der verlängerten Strecke am Vortag waren die knapp 50 km bis Lauenburg nur noch eine entspannte Ruderetappe. Auch die Gerade vor Lauenburg ging dieses Mal ohne Probleme, kein heftiger Gegenwind. Wir quartierten uns im Ruderclub ein. Der Shopping- Bummel zu Lidl mutierte zur Bergwanderung, da der Laden oben an der Hauptstraße liegt, 40m über dem Ruderclub.
Am nächsten Morgen folgte die einzige deutsche Elbeschleuse in Geesthacht. Mit nur wenig Wartezeit ging es durch diese riesige Schleusenanlage, so dass wir pünktlich zum Einsetzen der Ebbe unsere Fahrt fortsetzen konnten. Da dieses Mal niemand den Abzweig zur Norderelbe verpasste, erreichten alle Boote nach knapp 50 km das Bootshaus der Wikinger. Da wir recht schnell waren kamen wir noch kurz vor Niedrigwasser an, so dass Anlegen noch möglich war.
Den nächsten Tag war Sightseeing angesagt, natürlich mit den Booten. Zunächst zur Elbphilharmonie und durch die Speicherstadt. Glücklicherweise war am Morgen relativ wenig Ausflugsverkehr, so dass es nur mäßig wellig war. Nach einem Abstecher ins Nikolaifleet, bogen wir zur Alster ab. Zwei Schleusen aufwärts und wir ruderten vorbei am Hamburger Rathaus auf die Binnen- und Außenalster. Vorbei an den teuersten Ruderclubs Deutschlands. Danach die Alster weiter aufwärts, dann über diverse Kanäle vorbei an den Häusern der Schönen und Reichen, zum Stadtpark und wieder zurück zur Binnenalster. Zum Abschluss wurde noch eine Runde durch den Hafen gedreht, bevor wir wieder bei den Wikingern ankamen. Inzwischen war auch unsere Verstärkung eingetroffen, denn nach über 1000 km ohne Landdienst, wollten wir auf der Unterelbe doch nicht mit Gepäck im Boot rudern.
Um die Tide auszunutzen ging es früh los, die Elbe abwärts. Gestört wurde das erst mal durch die Wasserschutzpolizei die uns erläutern wollte, dass man ganz nah am Ufer rudert. Was für eine neue Erkenntnis. Wesentlich mehr störte der mäßige Gegenwind. Die gefährliche Schifffahrt im Hafen sind nicht die 300m langen Containerfrachter, sondern die Hafenrundfahrer und Spaßbootfahrer. Dank der gedeckten E-Boote bzw. Inrigger kamen wir gut und trocken durch. Bei Haseldorf war dann Schluss, der Gegenwind hatte uns zu viel Zeit gekostet, so dass wir drohten ins auflaufende Wasser zu geraten. Das Anlegen in einem winzigen Hafen in einem Nebenarm war etwas schwierig, da dank des Niedrigwassers die Stege teilweise auf dem Schlick lagen. Der Landdienst sammelte die Mannschaften ein und brachte sie zur Jugendherberge nach Glückstadt. Gerade noch pünktlich, um die ungeimpften Teilnehmer zum Testen zu bringen.
Da der Wind weiter unangenehm gegen uns Stand, hatten wir den Plan in zwei Tagen bis zu Oste zu kommen aufgegeben. Da aber ein Anlegen in Glückstadt nicht möglich (die Schutztore zum Hafen sind nur 1 Stunde nach Hochwasser geöffnet), wollten wir weiter bis zu Störmündung. Hier sollte es einen “Tiefwasserhafen” geben. Zunächst mussten wir uns jedoch vor Glückstadt durch die Wellen kämpfen und dabei noch aufpassen, dass wir den großen Elbefähren nicht in die Quere kamen. Mit einem großen Bogen um die Schlickbänke vor der Störmündung ging es schließlich in die Stör, durch das Hochwassersperrwerk und direkt dahinter in den Hafen von Borsfleth. Unter Tiefwasser verstehen wir zwar etwas anderes, aber immerhin, nachdem man den Weg durch die Schlickbänke gefunden hatte, gab es sogar Stege die nicht auf Grund lagen. Wir vertäuten unsere Boote und brachten die Mannschaft zurück nach Glückstadt in die Jugendherberge. Wir waren praktisch die einzigen Gäste. Daher gab es kein Abendessen, aber wir durften im Hof kochen.
Da der Wind am letzten Tag auf 5-6 Windstärken auffrischen sollte, verzichteten wir auf weitere Experimente auf der Elbe und ruderten statt dessen die Stör aufwärts. Bis Itzehohe schafften wir nicht so ganz, aber immerhin 17 km aufwärts bis Wilster. Leider hatte das eingezeichnete Cafe geschlossen, so dass wir nur auf dem Deich sitzen konnten und warten, dass die Ebbe einsetzt. Danach ging es zurück. An einer verlassenen Fährrampe kurz vor Borsfleeth setzten wir aus. Zwei Leute gingen die Autos vom Jachthafen holen, ein längerer Fußmarsch, während der Rest schon mal abriggerte.
Am nächsten Morgen ging es mit den Kleinbussen wieder nach Hause.
27 Rudertage und 1.131 km sind selbst für unsere Verhältnisse ein neuer Rekord. Trotzdem hoffen wir, dass man uns im nächsten Jahr wieder nach Finnland lässt. Die Quartiersuche ist dort auf jeden Fall einfacher und es gibt auch nicht so viele Probleme mit den Schleusen wie in Deutschland.
Hoffen wir auf eine Sommertour 2022 auf dem Inari- See.
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