Irland August/ September 2019
Shannon - Erne- Wanderfahrt Teil 2 Shannon
Am vorletzten Donnerstag im August machte sich der Bootstransport auf den Weg nach Westen, genauer nach Neuss, wo der 9. Ruderer eingeladen wurde. Am nächsten Tag ging es durch Belgien und Nordfrankreich nach Cherbourg, noch einmal 750 km weiter westwärts. Die Strecke zieht sich trotz gut ausgebauter Autobahnen (mit heftiger Mautzahlung). Wir waren jedoch früh genug da, um noch Verpflegung für die Fähre einzukaufen, wenn auch die Zufahrt mitten durch Cherbourg mit dem Anhänger nicht optimal war. Gegen Abend kamen wir auf die Stena Horizon Fähre. Das Verladen lief nur mäßig chaotisch ab, wenn wir auch mit dem Anhänger auf dem Ladedeck wenden mussten. Keine Fähre für Fahranfänger. Das Schiff ist kein Vergleich zu den Luxusfähren, die wir von Skandinavien gewohnt waren, aber ordentliche Kabinen und einiges an Sitzplätzen im öffentlichen Bereich. Das Restaurant dagegen recht dürftig auf Kantinenniveau, aber recht preisgünstig. Der Shop war ein Witz, die 12m² hätte man auch weglassen können. Die Bar hatte etliche Biere und Cidre vom Fass, so dass wir einigermaßen zufrieden waren.
Gegen Mittag des nächsten Tages traf die Fähre in Rosslare ein. Ein kleiner Hafen an der äußersten Südostecke von Irland. Die Umstellung auf Linksverkehr bekam der Fahrer recht gut hin. Die vielen Kreisverkehre machen es leichter. Nur an den Kreuzungen musste man jedes Mal überlegen, wohin man jetzt eigentlich gucken musste, um den Verkehr richtig zu beachten. Es ging zunächst in Richtung Dublin und dann weiter gen Norden. Nach gut 300 km erreichten wir am frühen Abend Enniskillen. Beim örtlichen Ruderclub erwartete man uns schon, um die Boote sicher, in einem geschlossenen Zaunbereich, zu lagern. Danach ging es ca. 1 km zurück zu unseren “Westville” Appartements. Riesige Ferienwohnungen in einer Wohnanlage nur wenige Meter vom Fluss entfernt. Nach und nach trudelten die weiteren Teilnehmer des Wanderfahrt ein. Die letzten allerdings erst gegen Mitternacht mit dem Linienbus vom Dubliner Flughafen.
Der erste Rudertag gingen alle 18 Teilnehmer aufs Wasser. Es ging flussaufwärts auf den Upper Lough Erne. Zunächst war der Erne allerdings ein Stück flussförmig. Bei etwas Gegenströmung musste eine offen stehende Schleuse durchfahren werden, bevor sich der riesige Lough Erne öffnete. Zunächst gab es noch viele Inseln, die wir dankbar als Windschutz nutzten. Mit der Zeit wurden die Inseln jedoch weniger und die Seeflächen erheblich größer. Nach gut 20 km hören die Inseln nahezu auf und man hat eine fast 20 km lange, offene Seefläche in Ost-West-Richtung. Wir legten an White- Island an. Hier steht eine Kirchenruine mit Steinfiguren aus dem 8. Jahrhundert. Wirklich sehenswert und was noch viel besser ist, ohne Eintrittsgeld. Dafür gab es Stege zum Anlegen. Das Problem sind leider immer wieder rasende Motorbootfahrer, die ohne Rücksicht auf ihren Wellenschlag an den Stegen vorbei fahren. Aber das kennen wir ja von zu Hause. Der Rückweg ging wesentlich leichter, auch wenn man auch hier wieder dankbar für den Windschutz der Inseln war. Mit C-Booten wäre die heutige Tagestour schon weniger lustig gewesen. In Enniskillen gönnten wir uns noch die Altstadtinsel einmal zu umrunden. Leider haben die Iren hier eine furchtbare Brücke in den Fluss gebaut, so dass man nur mit Ruder lang und massiven Paddelhakeneinsatz durch kommt.
Am nächsten Tag musste zum ersten Mal ein Landdienst ran, der erste Quartierwechsel erfolgte nach Belturbet. Für die Ruderer ging es zunächst durch Enniskillen. Hier ist der Fluss für einige Kilometer auf einen Arm beschränkt, aber schon nach kurzer Zeit kommt die erste Aufspaltung. Wir wählten den östlichsten Flussarm. Es gibt immer wieder Nebenarme und kleine oder größere Seen durch die man hindurch muss, oder die abzweigen. Leider sind diese in der Wassersportkarte für Hausboote nur unzureichend eingezeichnet (die sollen da nicht rauf fahren), so dass die Orientierung zumindest herausfordernd ist. Ein paar Kilometer weiter weitet sich der Fluss zum Upper Lough Erne. Ein unübersichtliches Gewimmel von Inseln, Seeflächen, kleineren und größeren Durchfahrten. Manche gesperrt für Hausboote, einige davon auch nicht für Ruderboote geeignet. Die meisten Ruderboote fanden meistens den eigentlich geplanten Weg. Ziemlich am Ende des Sees kam der VL dann noch auf die Idee eine “Abkürzung” auszuprobieren. In den See sollte wirklich keiner mit den Hausboot reinfahren, aber die Durchfahrt war einigermaßen spektakulär. Die Burgruine von Crom Castle war sehenswert und gut vom Wasser zu bewundern. Das Anlegen am Besucherzentrum bringt nicht wirklich was und man müsste 6 Pfund Eintritt dafür zahlen, auch nur die Ruine zu besichtigen. Das intakte Schloss, das wir vom Wasser durch die Bäume sehen konnten, kann nicht besichtigt werden. Ab hier ist der Erne wieder flussförmig. Wir ruderten den mittleren Umweg, nicht den Durchstich. Ergebnis ein paar Kilometer mehr, aber auf dem ersten Stück erheblich weniger Gegenströmung. Die letzten 6 Kilometer bis Belturbet ging es dann aber richtig ab. Die Ruderer kämpften sich gegen heftige Gegenströmung bis direkt vor die Brücke von Belturbet. Vor der Brücke ist eine garantiert unfahrbare Stromschnelle. Hier wurden wir vom Vorsitzenden des örtlichen Ruderclubs mit Sekt empfangen und an eine Wiese bugsiert, wo wir unsere Boote über Nacht lagern konnten. Nur wenige hundert Meter in den Ort rein lag unser Churchview- Guesthouse. Auch hier gab es einen Begrüßungstee und Scones. Schöne Zimmer und einen gemütlichen Aufenthaltsraum, ein wirklich tolles Quartier. Am Abend waren wir in einem Restaurant essen. Das Essen war gut, aber ziemlich teuer und die Portionsgrößen gingen gerade noch so.
Heute ging es zunächst ein Stück den Erne wieder abwärts. Das erste Stück mit guter Strömung und dieses Mal durch die Abkürzung, die wir gestern noch vermieden hatten. Gleich danach zweigten wir in den Shannon- Erne- Kanal ab. Das Wetter war ziemlich regenreich, selbst für irische Verhältnisse. Mit dem Erwerb einer elektronischen Schleusenkarte waren wir jetzt auch für die automatisierten Schleusen des Kanals gerüstet. Allerdings heute auf der Regenstrecke nur 3 Stück. Direkt vor der 4. Schleuse winkte uns der Landdienst raus in einen winziges Hafenbecken. Hier konnten wir die Boote heraus nehmen und lagern. Bis zu unserem Hotel waren es nur 400m zu Fuß. Das Hotel war ein historisches Landgut mit Eingangshalle mit Freitreppe und gediegenen Aufenthaltsräumen. Nach dem Regentag waren alle dankbar für diesen Luxus. Leider gab es hier kein Abendessen, so dass wir die Mannschaft in zwei Schüben in den nahegelegenen Ort shutteln mussten. Das Abendessen war OK, wenn auch wieder nicht sehr reichlich und ziemlich teuer.
Nach einem überreichlichen irischen Frühstück ging es auf die Schleusenstrecke des Shannon- Erne- Kanals. Zunächst erst einmal kanalförmig, aber immer wieder wurden ein paar kleinere Seen überquert. Nach 5 Schleusen und 14 km ging es zum letzten Mal bergauf. Nun erreichten wir mit dem Lough Scur die Scheitelhaltung. Dieser See mit vielen Buchten liegt hoch in den Bergen. Der richtige Weg war gut ausgetonnt, so dass wir die Ausfahrt ohne Probleme fanden. Zunächst ist der Kanal hier durch einen felsigen Hang geschlagen, bevor die Schleusentreppen abwärts folgen. Die ersten drei nur mit Ausgleichsbecken zwischen den Schleusen, die nächsten 8 mit immer mit ein paar Hundert Metern Abstand. Jedes Mal musste ein Ruderer raus, um die Chipkarte einzustecken. Im allgemeinen lief der Schleuser dann zur nächsten Schleuse mit, das Einsteigen hätten sich gar nicht gelohnt. Das Wetter blieb sogar ziemlich trocken, so dass wir die Wartezeiten an und in den Schleusen genießen konnten. Der Ausblick auf Irlands grüne Hügel war auf jeden Fall sehenswert. Die jüngeren erfreuten sich auch an den Brombeerbüschen vor jeder Schleuse, so dass die Wartezeit mit der Obsternte vertrieben wurde. Nicht so toll war eine Schleuse mit undichten Seitenwänden über die Wasser fröhlich ins Boot sprudelte. Da die Schleuse recht klein waren gab es keine Möglichkeit den Wasserstrahlen auszuweichen, so dass etliches an Wasser im Boot war und Maria mit Regenjacke schleusen musste. Bei Leitrim erreichten wir den Shannon. Einige Häuser und Yachtanlagen am Ufer sahen einladend, wenn auch sehr teuer aus, aber wir mussten noch weiter bis Carrick-on-Shannon. Nach 8 km und leider zu guter letzt doch noch heftigen Regenschauern legten wir beim örtlichen Ruderclub an. Leider ist hier kein übernachten möglich, so dass wir nur unsere Boote auf der Wiese neben dem Club lagerten, eine kurze Regenpause (= etwas weniger Regen) abwarteten und uns zu unserem Quartier begaben. Die Town Clock Appartements waren leider der einzige Ausfall bei unseren Quartieren. Die Zimmer waren so eng, dass man neben jedem Bett noch ca. 20cm hatte. Das eine Zimmer bestand praktisch nur aus Betten, das andere war auch nicht viel besser und die versprochenen Küchen bestanden aus einem Wasserkocher und einer winzigen Mikrowelle. Insgesamt gab es einen Tisch für 4 Leute. An Kochen für die Gruppe war gar nicht zu denken. Abendessen gab es daher in einem Pizza- Schnellimbiss. Ansonsten ist Carrick durchaus schön, wenn auch etwas sehr touristisch. Sogar ein Schwarzmarkt (=Lidl) war in Reichweite, so dass wir preiswert Verpflegung nach kaufen konnten.
Teil 2 Shannon
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