Auf die Fjorde.....
Wo fahren Ruderer hin, wenn sie glauben schon alles zu kennen?
Richtig sie suchen sich einen der norwegischen Fjorde aus. Am besten den längsten Fjord der Welt den Sognefjord.
Wir machten uns mit 24 Teilnehmern an einem Freitag im Juli auf den Weg, um diesen Fjord zu erreichen. Mit 4 Autos und 2 Hängern (1 Gepäckanhänger und 1 Bootsanhänger) setzten wir mit der Fähre von Saßnitz nach Trelleborg über und fuhren dann durch Südschweden und Norwegen nach Oslo. Dort waren wir leider eine ¾-Stunde zu spät und standen beim dortigen Ruderclub vor ver-schloßenen Türen, so daß wir in unseren Autos übernachten mußten (Nicolas zog eine Parkbank vor).
Am nächsten Morgen ging es von Oslo weiter, durch das norwegische Gebirge zum Sognefjord. Die Fahrer in den beiden Hängerfahrzeugen hatten Schwerstarbeit zu leisten. Wer schon einmal Serpentinen mit einem 17m-Gespann gefahren ist, weiß wovon die Rede ist. Die Straße erklomm 1500 Meter hohe Paßhöhen, um dann wieder steil zum Sognefjord hin auf Meereshöhe abzufallen.
Hier mußten wir mit 2 Fähren übersetzen (unverschämt teuer!), wieder über eine Paßhöhe fahren und schließlich auf einer Straße, die kaum für eine Autobreite ausreichte, unser Quartier am Esefjorden bei Balestrand erreichen.
Unterwegs wurden wir noch von einem Polizisten belehrt, wir sollten den Verkehr nicht aufhalten und die anderen Autos vorbei lassen (Wir sind 70 km/h auf einer Straße gefahren, wo nur 60 km/h erlaubt waren. Andere Länder, andere Sitten).
Drei Stunden nach uns trafen auch die beiden ”hängerlosen” Fahrzeuge mit dem Rest der Mannschaft ein, sie waren 12 Stunden nach uns gestartet (30 Stunden Autofahrt nur durch die Fähre unterbrochen.).
Am Abend wurde bis spät in die Nacht hinein die glückliche Ankunft gefeiert.
Am ersten Rudertag starteten wir in den Fjaerlandsfjorden. Dieser erstreckt sich von Balestrand in nördlicher Richtung bis nah an eine Gletscherzunge des Jostedalsbreen. Leider hatten wir uns mit den Tidenzeiten verechnet, wir hatten Gegenströmung. Auch ließ das Wetter zu wünschen übrig, so daß wir erst am Abend unseren Landdienst in Fjaerland trafen. Hier wurden wir am Strand von einem vorbeirasenden Schnellboot erwischt, bevor wir unsere Boote aus dem Wasser hatten. Die Schäden hielten sich glücklicherweise in Grenzen.
Da ein Rücktransport der Mannschaften über Land nicht möglich war, mußten wir uns nach einem improvisierten Abendessen auf den Rückweg machen. Dieser ging zwar schneller als der Hinweg, aber die einbrechende Dunkelheit und der immer wieder einsetzende Regen, ließen ihn denoch endlos erscheinen. Gegen 2 Uhr nachts erreichten wir wieder den Esefjorden, wo uns der Landdienst mit einer starken Lampe den Weg zum Strand wies.
Der nächste Tag wurde zum Pausentag deklariert und am Nachmittag mit einer Besichtigung von Balestrand begonnen.
Der dritte Tag führte uns in den Hauptfjord. Da wir mit einigen Wellen rechneten, wurden zwei Landdienste losgeschickt, an jedem Ufer einer. Es standen ziemlich hohe Wellen, aber für unsere gedeckten Dickschiffe stellten sie kein wirkliches Problem dar. Das Wetter hatte sich völlig geändert, die Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel.
An der Einfahrt zum Arnafjorden hatte der südliche Landdienst ein kleines Hafenbecken gefunden, in das er uns hereindirigierte. Nach einer ausgiebigen Pause fuhren wir zurück nach Balestrand.
Am nächsten Morgen stand der erste Quartierwechsel an. Unser Weg führte den Hauptfjord landeinwärts nach Sogndal. Die Strecke wurde, obwohl nicht übermässig lang, zur Tortur. Die Zahl der Pausen wurde am Anfang zu stark ausgedehnt, so daß uns die einsetzende Ebbe bereits sehr früh erwischte (Gegenströmung). Außerdem ist es natürlich frustierend nach 35 Kilometern immer noch den Ort zu sehen, an dem man gestartet ist.
Man hat in den Fjorden ziemliche Schwierigkeiten Entfernungen korrekt abzuschätzen. Mehr als einmal fiel, beim Blick über die Schulter die Bemerkung: ”Ist ja nicht mehr weit”. Erst ein Blick auf die Karte zeigte, daß die nächste Felsspitze noch 10 oder 15 Kilometer entfernt ist.
10 Kilometer weiter erreichten wir endlich den Campingplatz. Der Landdienst hatte bereits alle Zelte aufgebaut und angefangen zu kochen, so daß die erschöpften Ruderer sich erholen konnten.
Der vierte Rudertag führte uns in den Aurlandsfjorden, einen südlichen Ausläufer der Sognefjorden. Da dieser viel schmaler ist, als der Hauptfjord wirkten die Felswände,die direkt aus dem Fjord anstiegen noch gewaltiger.
Der Landdienst konnte die Boote diesmal erst nach 40 Kilometern erreichen, vorher gab es keine Möglichkeit ans Ufer zu kommen.
Auf dem Campingplatz in Flam wollten wir zwei Tage bleiben. Am nächsten Tag stand die erste Bergtour an.
Dafür ließen wir uns mit einem Linienbus ins obere Aurlandstal bringen und wanderten durch das Tal abwärts zurück zum Fjord. Leider ging es eben nicht immer nur abwärts, sondern es waren auch immer wieder längere Steigungsstrecken dabei. Dazu kam noch, daß der Weg sehr steinig war und man vorsichtig gehen mußte.
Dafür wurden wir jedoch durch die Landschaft entschädigt. Wir wanderten durch ein urwüchsiges, wildes Tal, vorbei an Felsabstürzen und Wasserfällen.
Etwas abseits vom Weg fanden wir eine der berühmt-berüchtigten Hängebrücken (Modell Indiana-Jones) über welche die halbe Gruppe erst einmal rüberklettern mußte. Nach 6-7 stündiger Wanderung erreichten wir das Ende es Tals. Hier holte uns Dieter in mehreren Fuhren mit dem Bus ab und brachte uns zurück zum Quartier.
Als nächstes folgte wieder ein Rudertag. Es ging durch den Naeröyfjorden nach Gudvangen. Der Naeröyfjord ist der schmalste norwegische Fjord, er ist teilweise nur einige hundert Meter breit, wird aber von über 1000 Meter hohen Bergen eingerahmt. Am Ende dieses Fjordes liegt Gudvangen. Hier campierten wir diesmal nicht in Zelten, sondern in Häusern auf dem Campingplatz.
Nun stand eine 60 Kilometeretappe nach Laerdalsöyri am Laerdalsfjorden an. Dank günstiger Strömungsrichtung und motivierter Mannschaft kamen wir gut voran, nur das Treffen mit dem Landdienst war nicht zu denken, an der verabredeten Stelle kam man zwar bis auf Rufweite heran, aber an Anlegen war überhaupt nicht zu denken.
An diesem Tag haben wir das erste Mal kleine Delphine (oder Wale?) im Fjord gesehen. In 30-40 Meter Entfernung schwammen sie an unserem Boot vorbei.
Der nächste Tag wurde zum Pausentag, da die Mannschaften vor der nächsten 60 Kilometeretappe, Ruhe nötig hatten. Am letzten Rudertag wurde zweigeteilt gefahren, ein Boot fuhr die gesamte Strecke nach Skjolden, während die anderen drei Boote nach 45 Kilometern aufluden und Skjolden auf dem Landweg erreichten. Dadurch konnten wir das erste Mal auf dieser Fahrt ein Boot wirklich gut besetzen. Die Meißen traf (nach zweistündiger Mittagspause) gegen 16 Uhr in Skjolden ein und nahmen erst einmal die Jugendherberge in Beschlag. Am späten Abend kam der Rest der Mannschaft.
Als nächstes Stand ein Besuch an einer Gletscherzunge an. Der Besuch eines Gletschermuseums fand dagegen nicht den gewünschten Anklang. (Man kann vor dem Besuch des Museums nur warnen. Das Eintrittsgeld steht in keinem Verhältnis zum Informationswert).
Am zweiten Tag in Skjolden brach eine 12-köpfige Bergexpedition auf, um den Galdhopingen, den höchsten Berg Norwegens, zu besteigen.
Während des Anstiegs gab jedoch der größte Teil auf und den wolkenverhangenen Gipfel erreichten nur Cristof Heppke, Ilja, Johannes, Franziska und Stefan.
Der Abstieg ging wesentlich schneller, da man über die steilen Schneefelder abwärts rutschen konnte. Das gab zwar einige Blessuren, aber alle sind einigermaßen heil heruntergekommen.
Der letzte Tag in Skjolden wurde teilweise im Schwimmbad verbracht. Außerdem wurde der Hänger gepackt.
Die Rückreise nach Oslo verlief problemlos und diesmal war auch jemand vom Osloer Studentenruderclub da und ließ uns ins Quartier.
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