Eine Woche nach der Taufe der neuen Boote wurden diese für die Sommerwanderfahrt durch Schweden verladen und der Troß aus zwei Kleinbussen nebst Bootshänger mit drei frischgetauften Booten schiffte sich in Rostock nach Schweden ein.
Der Start auf dem Wasser war in Ed/ Dalsland nahe der norwegischen Grenze. Beim Ablegen am nächsten Morgen fand sich sogar ein Reporter der örtlichen Zeitung ein.
Die ersten 230 km ruderten wir über den Dalslandkanal zum Vänern. Dieser “Kanal” hat nur sehr wenige kanalförmige Abschnitte, er führt fast ausschließlich über langgestreckte, große Seen. Das hat leider auch zur Folge, daß die Strecken teilweise windanfällig sind und fünf Windstärken von vorne erfordern nicht nur geeignetes Bootsmaterial, sondern auch gute Kondition der Mannschaft. Da wir jeden Abend einen Campingplatz erreichen wollten (man gönnt sich ja sonst keinen Luxus) waren die Etappen teilweise recht lang, aber selbst bei 70 km am Tag schafften wir unsere Etappenziele, so daß wir nach 4 Tagen den Vänern erreichten.
Die Überquerung dieses zweitgrößten Sees Europas gelang nur zum Teil. Die ersten drei Viertel der Strecke waren trotz 2-Meter-Wellen schräg von vorne glücklich geschafft, aber das letzte Stück, bei der man eine schützende Schärenhalbinsel hätte hinter sich lassen müssen, um die letzten 12 km mit direktem Gegenwind zu queren, scheiterte an Wellenhöhen deutlich über 2 Metern. Die Überquerung wurde zunächst verschoben, aber da der Wind am nächsten Tag immer noch nicht nachgelassen hatte, mußten wir das letzte Stück mit dem Hänger umkarren.
Am folgenden Tag konnten wir jedoch unter dem Schutz des östlichen Vänernufers weiter nordwärts zur Einfahrt des Göta-Kanals fahren. Die Wellen waren zwar immer deutlich über 1 Meter, aber wir waren inzwischen schlimmeres gewohnt und erreichten die Einfahrt in den Göta- Kanal. Dieser Kanal führt zwar auch noch durch sehr große Seen, aber der Anteil der Kanalstücken ist höher, ebenso wie die Zahl der Schleusen und teilweise sehr flachen Klapp- oder Rollbrücken. Bis auf eine Brücke konnte wir jedoch unter jeder Brücke auch im ungeöffneten Zustand durchfahren (allerdings nur lang im Boot liegend).
Nach zwei weiteren Tagen erreichten wir den Vättern, Schwedens zweitgrößten See, der als der gefährlichste See Schwedens gilt. Nach unseren Erfahrungen mit dem normalerweise recht ruhigen Vänern, befürchteten wir das Schlimmste, aber zu unserem Erstaunen präsentierte er sich als spiegelglatte “Badewanne”.
Nach dem Vättern folgten wieder drei Tage Kanal, die zwar noch von zwei großen und mehreren kleinen Seen unterbrochen waren, aber nach Vänern und Vättern erschienen sie uns nur noch als Pfützen.
Dafür wurde das Problem der Übernachtungen akut. Hier gibt es kaum Campingplätze. Unserem Landdienst gelang es jedoch immer etwas zu finden, daß mindestens eine Minimalausstattung hatte. Eine Nacht zelteten wir sogar auf einem Golfplatz, nur ein paar Meter neben dem Grün.
Am Ende des Göta-Kanals begrüßte uns die Ostsee, zu Abwechslung mal wieder mit hohen Wellen. Die Kommentare in den Booten: “Hört dass denn nie auf”. Glücklicherweise erwies sich nur die Ausfahrt aus dem Göta- Kanal als schwierig, die Wellen stauen sich hier in einer langen, schmalen Bucht. Bereits am Nachmittag auf einem Campingplatz direkt neben einer Burgruine war das Meer bereits wieder ziemlich ruhig.
Die folgenden Tage durch die Schären auf Nordkurs erwies sich der starke Wind sogar als sehr angenehm, teilweise brachte uns der Schiebewind bei aufgespannten Blättern auf 6 km/h. An einigen Stellen, wo der Schärengürtel etwas dünner war und wir teilweise die offene Ostsee sahen mußten wir jedoch aufpassen um nicht bei jeder Welle Wasser zu übernehmen.
Die südlich von Stockholm in den Schären liegenden militärischen Sperrgebiete stellten nach Aussage der örtlichen Touristeninformationen keine Schwierigkeit dar, da wir als EU- Bürger wie Schweden behandelt würden. Glücklicherweise war auch das schwedische Militär dieser Meinung, selbst als wir direkt vor einem Hafen mit etlichen Kampfschiffen vorbeifuhren, wurde von den an uns vorbeifahrenden Marine- Schnellbooten nur freundlich gegrüßt. Es könnte aber auch sein, daß man uns für Schweden gehalten hat. Mit blauen Booten und blau- gelber Vereinsflagge wurden wir fast ständig für Schweden gehalten.
Am letzten Tag fuhren durch die Stockholm, vorbei an den Sehenswürdigkeiten (Djurgarden mit Gröna Lund, dem Skansen und dem Vasamuseum), bestaunt von allen Touristen, sowohl auf den Ausflugsbooten als auch an Land.
Nachdem wir die Stockholmer Schleuse passiert hatten, legten wir bei Ruderverein Polizei Stockholm an. Dort hatten wir für die nächsten zwei Tage Quartier genommen, um uns als normale Touristen Stockholm von Land aus anzusehen.
Zu erwähnen bleibt nur noch, dass Frau Tietz, wieder einmal für die Jugendlichen das Frühstücks-büffet auf der Fähre von Trelleborg nach Rostock spendiert.
Die neuen Baumgarten Boote haben sich auf der Fahrt großartig bewährt, ohne sie wäre die Fahrt undurchführbar gewesen, da man sonst mindestens ¾ der Strecke nicht hätte rudern können. So wurden in 18 Tagen über 800 km quer durch Schweden gerudert.
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