Elbe Marathon 2023
Kolin - Hamburg
830 km in 9 Rudertagen
Unsere Marathon-Ruderer sind sowieso schon für recht extreme Aktionen bekannt. Aber anlässlich der Frauentags-Woche wurde die Belastung auf ein neues Niveau geschraubt.
Freitag Nachmittag ging es nach Kolin, an der oberen Elbe. Dieser Ort liegt nur 17 km flussabwärts vom Beginn der Schiffbarkeit. Das Quartier war ein sehr einfaches Sporthotel. Der einzige Vorzug dieses Hotels war, dass direkt daneben eine Rampe war, die sich gut zum einsetzen eignete.
Um 7 Uhr waren wir auf dem Wasser (ca. 15 Minuten nach Sonnenaufgang). Wer die Elbe als gut strömendes Gewässer kennt, der war noch nicht an der oberen Elbe. Wir hatten 70 km Ruderstrecke mit 10 Schleusen, stehendes Wasser. Das Wetter war kalt, aber halbwegs trocken. Eigentlich sollte es nur bis Brandys zum dortigem Ruderclub gehen, aber da wir dort bereits gegen 15 Uhr waren, entschlossen wir uns bis Neratovice zu verlängern. Beim hiesigen Ruderclub lagerten wir die Boote und der Landdienst brachte uns zurück nach Brandys. Zu erwähnen wäre noch, dass die Schleusen uns unmittelbar schleusten, es gab keine Wartezeit vor den Kammern. Der Service war vorzüglich. In Brandys übernachteten wir in einem ordentlichem Holzhaus. Ein paar auf Betten, der Rest auf Matte. Gekocht wurde vor dem Haus. Wir saßen noch etwas bei den tschechischen Ruderkameraden, aber die meisten gingen früh schlafen.
Dank der Streckenverlängerung am Vortag gab es heute nur 58 km und 6 Schleusen. Es ging vorbei an der Mündung der Moldau bei Melnik. Damit hatte war für die meisten Teilnehmer das Neuwasser vorbei. Melnik hat einen neuen Containerhafen, allerdings begegnete uns auch wie am Vortag kein anderes Wasserfahrzeug. Das Wetter war weiter extrem kalt, dazu kam vereinzelt leichter Schneefall. Die Schleusen klappten reibungslos, so dass wir relativ früh in Litomerice ankamen. Das Quartier im örtlichen Ruderclub war einfach und die angepriesene “Küche” war etwas dürftig, so dass wir ins Restaurant gingen. Aber jeder hatte ein Bett und es war gut geheizt.
Am nächsten Tag ruderten wir die landschaftlich reizvollste Strecke, direkt durchs Elb-Sandstein-Gebirge. Zunächst gab es noch 2 Schleusen, dann strömte die Elbe frei. Vorbei an Decin, Bad Schandau, der Feste Königsstein und der Bastei. Bei Pirna verlässt die Elbe das Engtal und nach 113 km erreichten wir eine Stunde vor Sonnenuntergang Dresden. Leichte Schneeschauer begleiteten uns den ganzen Tag, ab und an etwas Gegenwind. Das Quartier beim Uni-Sportverein war geradezu luxuriös. Gut geheizt durften wir unsere Matten im Trainingsraum ausbreiten. Das Abendessen beim nahegelegenen asiatischen Restaurant war nicht so der Renner. Weder die Portionen, noch die Würzung überzeugten. Eher so Yuppi- Style.
Die Durchfahrt durch Dresden am Morgen begann noch bei recht guten, aber kaltem Wetter. Immer wieder mal leichter Gegenwind schockte die Ruderer nicht wirklich und bis 20 km hinter Meißen war die Strecke auch landschaftlich noch ansprechend. Danach ging es leider ins Flachland und die Strecke wird langweilig. Dazu kam noch auf den letzten 30 km einsetzender starker Regen und stürmischer Gegenwind. Wir waren froh als wir nach 108 km den Ruderverein Torgau erreichten. Hier war gut geheizt, so dass wir uns nicht nur selbst aufwärmen konnten, sondern auch alle Klamotten wieder trocken bekamen.
Am nächsten Morgen hatte uns dann endgültig der Winter eingeholt. Der Start verzögerte sich etwas, da wir die 5cm Neuschnee erst mal aus den Booten bekommen mussten. Danach ging es durchs Winterwunderland. Die halbe Strecke in weiterem Schneefall, aber immerhin fast windstill. Gegen Ende stieg die Temperatur dann leicht über den Gefrierpunkt, aber warm wurde es nicht wirklich. Es g Nach 121 km legten wir beim Ruderclub Aken an. Kleines gemütliches Bootshaus, der Holzofen sorgte für ordentlich Wärme.
Die ersten Kilometer hinter Aken wird die Elbe noch von Auwäldern gesäumt, ab der Saalemündung wird es jedoch sehr offen und die Strecke ist windanfällig. Allerdings hatten wir dieses Mal Glück, es war praktisch windstill. Den leichten Schneefall waren wir schon gewohnt. Bei Magdeburg ging es vorbei am Domfelsen und unter der Brücke des Mittellandkanals durch, danach wurde die Landschaft wieder sehr eintönig. Nach 114 km erreichten wir den Ruderverein Tangermünde. Der Gymnastikraum war gut geheizt, wir konnten uns wieder aufwärmen.
Bei Nieselregen ging es am Morgen los. Glücklicherweise war es zwischendurch auch mal trocken. Nördlich der Elbe geriet dafür unser Landdienst ins totale Schneechaos, 15cm Neuschnee überforderte den Winterdienst komplett. Nach 98 km erreichten wir Lenzen. Ganz hinten im Hafenbecken gab es eine Rampe zum Anlegen. Der Landdienst shuttelte die Mannschaft in die 3 km entfernte Pension. Sehr schöne Zimmer, warm und sogar mit Küche.
Am Morgen mussten wir erst einmal unsere Boote ausbuddeln, der Schneefall war heftig, auch noch beim Ablegen. Glücklicherweise hörte der Schnee schon kurz nach dem Ablegen auf und wir bekamen sogar die Sonne zu sehen. Dazu kam leider auch deutlicher Gegenwind. Die große Kurve bei Lauenburg war nervig, aber der Wind war nicht so stark, dass es gefährlich wurde. Nach exakt 100 km erreichten wir das Bootshaus der Rudergruppe Geesthacht. Ein gemütliches kleines Bootshaus, gut geheizt. Vom Aufenthaltsraum hatten wir einen grandiosen Blick über die Elbe.
Am Sonntag ging es zur finalen Etappe bei Sonnenaufgang auf die Elbe. Die Großschleuse in Geesthacht schleuste uns sogar ohne Berufsschifffahrt, der Schleusenwart hatte Mitleid mit den Ruderern. Über die Norderelbe ging es durch die Speicherstadt zur Alstermündung. Durch die Schaartorschleuse und die Rathausschleuse ging es über die Binnenalster und die Außenalster weiter nordwärts bis zum Bootshaus des RV Teichwiesen. Hier luden wir die Boote auf und machten uns auf den Heimweg.
830 km Ruderkilometer in 9 Rudertagen. Die Belastungen waren grenzwertig. Das Wetter entsprach eher eine Winterfahrt. Selbst die Februarfahrt auf der Weser war wärmer.
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