Kinder- und Jugendwanderfahrt Elb-Havel-Dreieck Sommer 2016
Für alle, die in den Sommerferien nicht mit nach Finnland konnten oder wollten, wurde eine 10tägige Rundtour über Elbe und Havel am Anfang der Sommerferien angeboten. Wir starteten am Club in Stahnsdorf, wollten dann über Ketzin und Wusterwitz nach Tangermünde bis Havelberg und danach über Rathenow, Plaue, Ketzür, Lehnin und Ketzin wieder zurück nach Stahnsdorf. Die ganze Fahrt sollte ohne Landdienst ablaufen, was allerdings kein großes Problem war. Die Fahrtenleitung übernahm nicht wie sonst Stefan, sondern Johanna, tatkräftig unterstützt von Schulze.
Gleich am Mittwoch dem 20. 07. nach Ausgabe der Zeugnisse ging es mit zwei Booten und neun Leuten los. Das erste Quartier war den meisten bereits bekannt, wir wollten nach 28km in Ketzin übernachten. Nachdem wir bei gutem Wetter nach kurzer Zeit (und ausnahmsweise mal im Hellen) dort ankamen, gab es schon die erste böse Überraschung: Der SSC Ketzin wusste angeblich nichts von der Tatsache, dass wir dort übernachten wollten, stattdessen erwarteten sie eine Gruppe von 15 Michendorfern. Wir hatten uns zwar standardgemäß angemeldet, standen aber trotzdem erstmal ohne Quartier da. Nach mehreren Telefonaten und längerer Diskussion stellte sich dann heraus, dass wir wohl die „Michendorfer“ waren, Stahnsdorf und Michendorf ist ja fast dasselbe… Dass wir auf dem Rückweg unserer Tour auch noch einmal eine Übernachtung im SSC gebucht hatten wusste dort auch irgendwie keiner, wir beschlossen aber, uns erst im Laufe der Fahrt darüber Gedanken zu machen und waren froh, für die erste Nacht überhaupt ein Quartier zu haben. Da Stefan netterweise schon vorher für uns eingekauft hatte, konnten wir kurz darauf mit dem Kochen beginnen und den Abend genießen.
Der zweite Tag begann nicht einfacher für die Fahrtenleitung als der erste aufgehört hatte: Früh am Morgen bekam unser einziger Erwachsene einen Anruf und musste sich erst einmal um dringende Privatangelegenheiten kümmern, wie lange er wegbleiben musste, wusste allerdings keiner. Also hieß es, die 40km lange Etappe nach Wusterwitz unterbesetzt zu bewältigen. Das war nicht ganz so einfach, da mehrere Teilnehmer noch Anfänger oder etwas kleiner waren, sodass es entsprechend dauerte. Unterwegs musste noch in Brandenburg eingekauft werden, da Wusterwitz ein eher kleinerer Ort ist und keinen nahegelegenen Supermarkt besitzt. Als wir dann endlich in Wusterwitz ankamen, war wenig später zum Glück Schulze auch wieder da. Da das Wetter immer noch sehr gut war, gingen wir noch baden, bevor wir zu einem kleinen China Imbiss essen gingen.
Am Freitag wollten wir nach Tangermünde rudern, 51km und zwei Schleusen mussten wir dazu bewältigen. Der Tag begann ohne Probleme, die erste Schleuse ließ uns nach 45 min durch und wir lagen soweit ganz gut in der Zeit. Um 16:10 Uhr kamen wir an der zweiten Schleuse, der Schleuse Parey an. Doch als wir den Schleusenwärter kontaktierten, ob er uns denn bald schleusen würde, gab es das nächste Problem: Er sagte, er sei schon auf dem Heimweg, die Schleuse schließe neuerdings schon um 16 Uhr und nicht erst um 20 Uhr, wie angegeben. Wenig später sahen wir ihn erst in sein Auto steigen und davonfahren, „auf dem Heimweg“ ist also weit auslegbar. Wir überlegten nun, wie wir mit unseren Booten weiterfahren konnten, an der Schleuse war ein Umtragen unmöglich. Im Wasseratlas war allerdings 2km weiter eine Umtragemöglichkeit eingezeichnet, man sollte durch zwei kleine Seen evtl. umtragen können. Vor Ort stellte sich aber heraus, dass es sich um Privatgebiet handelte. Glücklicherweise war ein Mitglied des Angelvereins so nett, uns über das Gelände des Vereins umtragen zu lassen. Das war trotzdem noch alles andere als einfach, die Ein- und Aussetzstellen waren steil, sandig, rutschig, steinig usw. und wir hatten mehrere erschöpfte Kinder dabei. Irgendwie hatten wir es nach etwa drei Stunden dann doch geschafft, beide Boote waren in einem Nebenarm der Elbe (wo wir auch hinwollten). Obwohl alle Teilnehmer extrem erschöpft, zerkratzt, zerstochen und entkräftet waren, war die Stimmung noch halbwegs gut und die letzten 15km auf der Elbe schafften wir auch noch irgendwie. Als wir dann gegen 21:15 Uhr am Ruderclub in Tangermünde ankamen, ging es nach dem Abendessen recht schnell ins Bett.
Am Samstag hatten wir nur eine entspannte Etappe von 36km die Elbe runter nach Havelberg zu bewältigen. Dementsprechend ließen wir es eher ruhig angehen, wegen des schönen Wetters gab es gleich mehrere Badepausen. In Havelberg erwartete uns dann Stefan, der uns Ersatzrollbahnen vorbeibrachte, da uns welche kaputtgegangen waren. Nach dem Einkaufen und Essen kochen ließen wir noch den entspannten Tag ausklingen, welcher glücklicherweise mal ohne Probleme verlaufen war.
Sonntag ging es gegen die Strömung 42km nach Rathenow. Auch an dem Tag gab es viele Pausen, da das Wetter immer noch sehr warm war. Eigentlich lagen wir wieder ganz gut in der Zeit, die Stadtschleuse direkt vor Rathenow hatte allerdings auch ihre Öffnungszeiten verändert. Statt um 20 Uhr schloss sie jetzt schon um 19 Uhr, sodass das erste Boot auf die Großschiffahrtsschleuse ausweichen musste, die noch bis 20 Uhr offen hatte. Das zweite Boot schaffte selbst diese Zeit nicht mehr, was aber nicht weiter schlimm war, da unser Quartier direkt hinter der Schleuse lag. Also wurde das zweite Boot im Nebenarm festgemacht und die Besatzung schleuste am nächsten Morgen, sobald die Schleuse öffnete. Am Abend bestellten wir uns Pizza, da keiner mehr Lust auf Einkaufen oder Kochen hatte und die Küche in Rathenow nicht unbedingt für so viele Leute geeignet ist.
Am Montag ging es etwas später los als sonst, da die Jungs wie gesagt erst noch ihr Boot schleusen mussten. Ansonsten verliefen die 36km nach Plaue reibungslos, sodass wir am späten Nachmittag im Quartier ankamen. Dort ging es dann noch einkaufen und es wurde wieder selbst gekocht.
Dienstag sollten es laut Plan 40km bis nach Ketzür am Beetzsee sein, allerdings viel der Fahrtenleitung schon am Abend vorher auf, dass das irgendwie nicht so ganz stimmen konnte. Mehrfaches Nachzählen der Kilometer auf der Karte ergaben nur 25km für den Tag, sodass die Etappe recht entspannt angegangen wurde. Durch den zusätzlichen Schiebewind vergingen die Kilometer dann auch wie im Flug, sodass wir uns guten Gewissens viele Pausen leisten konnten. Außerdem wurde noch auf dem Weg in Brandenburg zum Einkaufen angelegt, es gab extra einen Bootsanleger für Rewe – Kunden. In der Pension in Ketzür konnten wir auch gleich zu Abend essen, sodass wir uns darum auch nicht mehr kümmern mussten.
Am Mittwoch ging es etwa 35km bis nach Lehnin, erst wieder raus aus dem Beetzsee, dann durch die Sportbootschleuse Brandenburg und dann in den Emster-Kanal bis zum Klostersee Lehnin. Die ersten 12km bis zur Schleuse verliefen noch recht reibungslos, wir bemerkten nur, wie sich der Himmel immer weiter zuzog. Direkt an der Schleuse in Brandenburg begann es dann, wie vorhergesagt, sinnflutartig zu regnen und auch zu gewittern. Nach der Schleuse legten sich also beide Boote unter eine Brücke, um sich vor dem Regen zu schützen. 30 min später sah es zwar noch nicht wirklich wieder gut aus, das Gewitter und der Regen hatten aber erst einmal nachgelassen. Nachdem wir allerdings ein paar Meter weitergerudert waren, sahen wir in der Ferne eine schwarze Wand auf uns zukommen. Plötzlich war keiner mehr so motiviert weiter zu rudern und so legte das eine Boot in der Nähe eines Dönerladens und das andere beim Indischen Restaurant an. Dort wurde dann erst einmal für knappe zwei Stunden pausiert, in der Hoffnung, dass das Gewitter danach vorbeigezogen sei. Irgendwann merkten wir allerdings, dass das wohl so schnell nicht wieder aufhört, also mussten wir wohl irgendwie weiter. Das eine Boot suchte alle paar Meter Schutz vor Regen und Blitzen, das andere Boot fuhr furchtlos weiter, sodass es schon am späten Nachmittag in Lehnin ankam. Als das zweite Boot dann etwa 90 min später ankam, wurde es schon freundlich mit Tee und geheizter Hütte von der Besatzung des ersten Jungsbootes empfangen, so könnte die Jugend sich doch ruhig öfter mal benehmen…
Donnerstag ging es früh los, die 35km nach Ketzin zu bewältigen. Die meisten nassen Sachen vom Vortag waren wieder getrocknet und dieser Tag sollte nicht so verregnet werden. Nach nur einem kurzen Schauer am Vormittag blieb es auch wirklich trocken und wurde noch richtig schön. Wir hatten uns im Laufe der Fahrt noch öfter mit dem SSC Ketzin ausgetauscht, ob wir nicht noch einmal dort nächtigen dürfen, leider hatten sie aber schon eine große Gruppe aus Holland zu Gast, welche diesmal auch wirklich existierte. Also hatten wir schon ein paar Tage vorher die Pension „Zum Ketziner“ gebucht, welche zum Glück noch einige Betten für uns frei hatte. Wir kamen wieder am Nachmittag an, ließen unsere Boote gegen eine kleine Gebühr beim SSC Ketzin liegen und liefen den kurzen Weg zur Pension. Dort bekamen wir auch gleich Abendessen.
Am Freitag, dem letzten Tag unserer Tour, wollten wir wieder zurück nach Stahnsdorf, 28km. Da mehrere Teilnehmer möglichst früh wieder zuhause sein wollten, brachen wir sehr früh auf. Das Wetter war gut, die Stimmung größtenteils auch noch ok, und so waren wir schon vor 14 Uhr wieder am Club. Dort mussten wir nur noch kurz die Boote abwaschen, danach durften dann alle wieder gehen.
Trotz einiger Probleme war es eine gelungene Fahrt, an der hoffentlich auch alle Teilnehmer Spaß hatten, bestimmt haben aber alle irgendetwas dazugelernt.
Johanna Tesch, 31.07.2016
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